Bierbrauerei im Zentrum von Nürensdorf
Die Welt ist ein Dorf – Bier aus Nürensdorf
Eine Brauerei mit einer unglaublichen, aber wahren Geschichte
Das österreichische Nueristorf
Nürensdorf wird 1277 erstmals urkundlich erwähnt und kommt, aus der österreichischen Grafschaft Kyburg, 1424 bzw. 1452 zur Stadt Zürich.
Familie Hess baut ein Schloss
1735 übernahm die Familie Hess die Gerichtsbarkeit in Nürensdorf und liess 1760 das Schloss erbauen. Die rot-weisse Lilie, das Ortswappen und heutige Logo der Schlossbraui, ist das Familienwappen der Hess.
Von 1812 bis 1839 war die Schlossliegenschaft in Privatbesitz.
Schweinehändler Salomon Bänninger wird Brauerei-Besitzer
Johann Jakob Morf’s Tochter, Jungfer Barbara heiratete 1839 Kantonsrat Salomon Bänninger, dieser übernahm das Schloss und errichtete im Baumgarten, auf der sog. Schanzwiese eine Brauerei. Bänninger erhoffte sich Erfolg mit dem aufkommenden Braugewerbe und gab den schlecht laufenden Vieh- und Schweinhandel auf.
Bänninger fand 1841 zwei Geldgeber: Friedrich Gruber, fürstlich Turn- und Taxischer Justizrat zu Regensburg in Bayern und Franz Seraph Niedermayer, bürgerlicher Brauereibesitzer in Regensburg. Diese Zusammenarbeit wurde aber 1845 wieder aufgelöst und die Brauerei geriet 1846 in Konkurs. 1853-1856 war Louis Liechti Pächter der Schlossbrauerei. Bereits zwei Jahre später war Johann Debrunner- Huber Besitzer, der neben der Brauerei auch Branntwein und Brot herstellte.
Der deutsche Braumeister heiratet die schöne Annebab
Andreas Reber, Braumeister der Burvogtei Basel und ein Dr. Kündig erwarben 1863 die Schlossliegenschaft und brachten den jungen deutschen Braumeister Joseph Haller mit. Dieser veranlasste die Neufassung der Brauereiquellen und dadurch gelang ihm auf Abhieb ein hervorragendes Bier, das nicht nur der Konkurrenz standhielt, sondern sie sogar übertraf. Haller heiratete die „schöne Annebab“, die Tochter des Nachbars- und Oelreibers Hotz, der sich nun auch finanziell an der Brauerei beteiligte. Haller legte sich voll ins Zeug und errichtete nicht nur das Bierdepot an der Mattengasse, in der Stadt Zürich, seine Frau führte nun im Schloss auch eine Brauereiwirtschaft. Der Bierumsatz stieg von Jahr zu Jahr. Haller stellte Hans Ulrich Keller als Bürohilfe und Reisevertreter ein und die „schöne Wirtin“ sorgte dafür, dass reichlich Gäste nach Nürensdorf fanden.
Die 1000 Franken Abfindung
Im Jahr 1871 starb Haller überraschend an einer Lungenentzündung und hinterliess einen florierenden Betrieb mit 24 Angestellten und einem Bierausstoss von beinahe 1500hl pro Jahr. Aber auch die schöne Annabab mit drei unmündigen Kindern. Hans Ulrich Keller führte den Betrieb als Geschäftsführer weiter und kümmerte sich auch um die Witwe, die er schliesslich 15 Monate später auch heiratete. Doch Annabab starb kurze Zeit später, an den Folgen ihrer letzten Geburt, mit erst 32 Jahren. Keller schwängerte seine naive Haushalthilfe und lernte gleichzeitig eine Kundin in Schwamendingen näher kennen. Die Wirtin Karolina Efinger aus der „Eintracht“. Kurzum bot Keller einem gewissen Heinrich Weiss, von dem er wusste, dass dieser seiner Dienstbotenseele Elise Fretz nicht abgeneigt war, 1000 Franken, wenn er sie unverzüglich heiraten würde. Später verplapperte sich dieser in Trunkenheit und seine Geschichte vom Heiratslohn wurde zum Dorfgespöt. Die arme Elise gebar ein totes Mädchen und starb kurz darauf an Kindbettfieber.
Das Teufelsweib von Nürensdorf
Keller heiratete seine Wirtin von Schwamendingen. Karolina Efinger stellte sich als geniale Schloss- Wirtin heraus, noch erfolgreicher als die schöne Annebab, aber auch als böse Stiefmutter. Ihre betont weibliche Erscheinung, deren sie sich mehr als bewusst war setzte sie schamlos ein und machte das kleine Nürensdorf in der Männerwelt weit herum bekannt. Bald erzählte man sich: Im Schloss Nürensdorf, da ist was los! Frau Keller genoss ihren Ruf in vollen Zügen. Gelegentlich schenkte sie selber ein, ganz besonders dann, wenn ein Gast zusätzliche Aufmerksamkeit verdiente. Wie zufällig liess sie dann ihren wohlriechenden Busen auf dessen Oberarm ruhen, wobei sich ihr grosszügiges Décolleté sich gar wundersam verschob.
Hans Ulrich Keller freute sich zunächst über den persönlichen und geschäftlichen Erfolg seiner Frau, zumal es mit der Brauerei immer mehr abwärts ging. In den 70er Jahren stagnierte das Braugeschäft und die städtische Konkurrenz wurde zusehends stärker. Zudem verlor Keller viel Geld beim Konkurs der Nationalbahn und seine lebenshungrige Frau legte es mehr und mehr darauf an, ihn durch
offensichtliches Fremdgehen zu kränken und lächerlich zu machen. Dies alles führte zu einem Nervenzusammenbruch. Seine Frau, die nun alles für sich wollte, gab dem kränkelnden Mann zu seiner Medizin, jeweils noch einen Gutsch Rattengift, um ihn schneller vor seinem Leid zu erlösen. Da das wiedererwarten nicht klappte, erwürgte sie ihn mit blossen Händen, mit den Worten: „Willst Du den gar nicht sterben?!“ Da nur die siebenjährige Stieftochter Augenzeuge der Tat war, geschah der Schlossherrin zunächst nichts.
Der Puureschaagg übernimmt die Braui
Frau Keller widmete sich mit Wollust ihrer Trauer. Madame gab noch einmal alles um sich hemmungslos von allen ihren Liebhabern zu verabschieden, zu denen auch der neue Besitzer der Brauerei, Gemeindeammann Jakob Heinrich Brunner gehörte. Dieser kaufte die Brauerei 1883, liess ein neues Sudhaus mit einem täglichen Ausschlagquantum von 36hl einrichten und konnte so eine jährliche Kapazität von bis zu 3200 Hektolitern erreichen. Die Schlossbraui bestand daneben aus einem Gär- und fünf Lagerkellern und besass zudem einen eigenen Eisweiher.
Elisabetha Brunner versuchte sich als neue, seriöse Wirtin mit weit weniger Erfolg, als ihre Vorgängerin. Diese gehörte im übrigen wieder zum Kundenkreis der Brauerei und verdiente schon wegen ihres grossen Absatzes, die besondere Aufmerksamkeit des Brauereibesitzers. Diese Oerlikoner-Liaison führte zu einer Trennung von Elisabetha, die in Brunners Augen als Wirtin eh versagt hatte. Es gelang ihm das rassige Teufelsweib zu heiraten, nicht aber sie ins Schloss zurückzubringen. Deshalb entschloss er sich, das Abenteuer Schlossbrauerei zu beenden und verkaufte die Brauerei im Herbst 1890 an den Kaufmann Landolt von Zürich.
In Nürensdorf nahm man später mit Genugtuung davon Kenntnis, dass die ehemalige, verruchte Wirtin an einer schrecklichen Krankheit gelitten und unter unsäglichen Schmerzen, bei lebendigem Leib verfault war. Brunner heiratete seine erste Frau Elisabetha erneut.
Landolt der Spekulant gründet eine „Actiengesellschaft“
Ernst Reinhard Landolt war ein routinierter Geschäftsmann und in käufmännischer Hinsicht seinen Vorgängern weit überlegen. Als er erkannte, dass mit Bier kein grosses Geschäft zu machen war, schwor er sich, Nürensdorf nur mit einem Gewinn in der Tasche wieder zu verlassen. Verkaufte Land und gründete damit 1893 die Aktiengesellschaft Schlossbrauerei Nürensdorf. Er liess die ganze Umgebung herrichten, um dann daraus eine eindrucksvolle Lithographie der Brauerei zu erstellen, die überall bei den Bierkunden im Grossformat für das Nürensdorfer Bier warb. Sein Ziel war es einen Spekulationsgewinn aus der Liegenschaft zu machen.
Die äusserst wertvollen Kachelofen des Schlosses, verkaufte er an einen Liebhaber in München und korrigierte so seine Erfolgsrechnung. Nach und nach verkaufte er seine Anteile an dividendenhungrige Laien, dann verliess er eiligst das sinkende Schiff. Obwohl ein tüchtiger Braumeister an der Arbeit war, stand die Brauerei 1898 vor dem Konkurs.
Ein letztes Aufbäumen – Übernahme durch die Union-Brauerei – Das Ende
Zur ersten Gläubigerversammlung im Löwensaal Bassersdorf kam ein ganzer Eisenbahnzug voller Aktionäre. Der Hauptaktionär Jakob Nievergelt aus Zürich gründete, mit einer kleinen Gläubigergruppe, schliesslich eine Genossenschaft. Diese überlebte aber gerademal ein Jahr und am 16. November 1902 wurde zum letzten mal gebraut, dann wurde die Brauerei stillgelegt und von der Union-Brauerei in Zürich übernommen. 1903 wurden sämtliche Einrichtungen herausgebrochen und nach Zürich gebracht. Im unteren Eisschopf unterhielt die Zürcher Besitzerin bis 1910 ein Bierdepot. Die Gemeinde übernahm die ganze Liegenschaft, weil die Zürcher Brauerei nicht nur die Wasserrechte verkaufen wollte. Im Schloss wurde ein Volg-Laden eingerichtet.
Die Union Brauerei selbst wurde 1908 durch die Aktien-Brauerei, der späteren Löwenbräu Zürich übernommen und mit der Bedingung stillgelegt, wonach auf dem ehemaligen Areal zu keiner Zeit wieder eine Brauerei betrieben werden darf. Ein solches Servitut, wurde auch in Nürensdorf auferlegt, später aber im Notariatsprotokoll gelöscht.
Die Brauerei Nürensdorf hat, wie wenige andere Zürcher Brauereien, ein sehr wechselvolles Schicksal gehabt. Obschon sie nie prosperierte, hat sie doch 63 Jahre bestanden. Immer fanden sich wieder Käufer, die ihr Glück auf diesem Geschäft versuchen wollten.
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