1720 erbautes Barockschloss mit weitläufiger Parkanlage. Dauer- und Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Kinderangebote, Eventlocation (z.B. Hochzeiten).
Von der Burg zum Schloss
Das Todesjahr Bertholds II. von Zähringen 1111 gilt als legendäres Erbauungsdatum der Burg, die an der Stelle des heutigen Schlosses stand. Burg und Herrschaft waren im Besitz der «Herren von Jegistorf», Gefolgsleute der Zähringer. Die Wehranlage diente wahrscheinlich dazu, die alte Strasse von Solothurn nach Bern abzusichern. Ursprünglich wohl aus Holz gebaut, wurde die Burg irgendwann im 13. oder 14. Jahrhundert in Stein neu errichtet und mit einem schützenden Wassergraben umgeben.
1720 baute Albrecht Friedrich von Erlach (1696–1788) die Burg zu einem eleganten Barocklandsitz um. Der mittelalterliche Bergfried wurde beibehalten und bildet bis in die Gegenwart das Zentrum der Anlage.
Während das Äussere des Schlosses heute fast unverändert den Zustand nach diesem Umbau zeigt, wurde das Innere in den Jahren 1913 bis 1915 im Stil des 18. Jahrhunderts renoviert. Auftraggeber war der letzte private Schlossbesitzer Arthur von Stürler (1874-1934), der bald darauf einen Schicksalsschlag erlitt: Der Geschäftsmann, der viel Geld in die Getreidewirtschaft Russlands investierte, wurde mit der russischen Revolution 1917 enteignet und verlor einen Grossteil seines Vermögens, so dass das Schloss nach seinem Tod versteigert werden musste.
1936 kaufte der Verein zur Erhaltung von Schlosses Jegenstorf die Besitzung und installierte darin Schritt für Schritt ein Museum. Aus dem Verein erwuchs 1955 die Stiftung, deren Aufgabe es ist, Schloss und Park nach anerkannten Grundsätzen der Denkmalpflege zu unterhalten, den baulichen Zustand langfristig zu garantieren und die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
General Guisan und Kaiser Haile Selassie
Am Oktober 1944 bis zum Ende des Aktivdienstes diente Schloss Jegenstorf General Henri Guisan als Kommandoposten. Neben seinem Arbeitszimmer im ersten Stock war sein Schlafgemach eingerichtet. Auf einem Feldbett soll der General geschlafen haben, so die Legende.
Ende November 1954 hat das Schloss als «temporäre Kaiserresidenz» Geschichte geschrieben: Während seines Schweizer Staatsbesuchs residierte Kaiser Haile Selassie von Äthiopien vier Tage im Schloss. Extra für ihn wurde im Auftrag der Eidgenossenschaft ein Badezimmer in die über zwei Meter dicke Turmmauer eingebaut – heute eine gern besichtigte Kuriosität.
Museum der Wohnkultur
Das einzigartige Wohn- und Interieurmuseum unter den Dächern des Schlosses reflektiert, den Glanz vergangener Epochen. Einrichtungsgegenstände bürgerlicher und patrizischer Haushalte aus dem Raum der alten Stadt und Republik Bern zeugen von höchster Qualität.
Auserlesenes Mobiliar und Kunsthandwerk sowie hochkarätige Gemälde machen die bernische Wohnkultur des 17. bis 19. Jahrhunderts sicht- und erlebbar. Das 18. Jahrhundert mit seiner barocken Pracht bildet den Schwerpunkt und zeigt, wie sich das «Berner Dixhuitième» am französischen Zeitgeschmack orientierte.
Hervorzuheben sind über ein Dutzend bemalter Kachelöfen aus allen Landesteilen der Schweiz, die umfangreichste bernische Porträtsammlung sowie Mobiliar der bedeutenden Berner Ebenistenwerkstätten Funk, Hopfengärtner und Aebersold.
Das Schloss ist von Anfang Mai bis Mitte Oktober geöffnet: Di bis Sa, 13.30–17.30 Uhr, So 11 bis 17.30 Uhr.
Veranstaltungen und Angebote
Ergänzend zu regelmässigen Sonderausstellungen bietet Schloss Jegenstorf eine Vielfalt an öffentlichen Veranstaltungen und buchbaren Angeboten für Erwachsene und Kinder. Dazu gehören Führungen, Lesungen, Vorträge, Erlebnisrundgänge, Märchennachmittage und Konzerte.
Einzelne Räumlichkeiten im Schloss und im Park können für geschäftliche und private Anlässe gemietet werden, so zum Beispiel für Hochzeiten, Geburtstage, Firmenevents und Jubiläen.
Schlosspark mit 70'000 Besuchenden pro Jahr:
Der weitläufige, lauschige Schlosspark lädt nicht nur zum Flanieren und Verweilen ein, sondern bietet eine einmalige Kulisse für Veranstaltungen.
Highlights sind die Springbrunnen mit Forellen, der barocke Karpfenteich mit der Nixe in der Felsengrotte und Enten, die barocke Apfelbaumplantage (ProSpecieRara), der Päoniengarten sowie die grössten und ältesten Platanen im Kanton Bern.
Im Sommer finden ein Freilichttheater (alle zwei Jahre) und ein Openair-Kino im Schlosspark statt.
Schloss Café
Im Schloss Café im historischen Waschhaus gelten die selbstgebackenen Kuchen und der «schlosseigene» Apfelschaumwein als Geheimtipp. Dieser kann auch im Schloss gekauft werden (CHF 18/Flasche, CHF 110/Karton).
Das Schloss Café ist von Anfang Mai bis Mitte Oktober wie folgt geöffnet:
Di bis Sa 14–17 Uhr, So 13–17 Uhr
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