Ruhe, Natur und Gastfreundschaft im Angesicht des Rhonegletscher erwartet Sie im historisch wertvollen Grand Hotel Glacier du Rhone in Gletsch auf 1759m.
G L E T S C H
Die Siedlung Gletsch gehört zur Gemeinde Oberwald im Bezirk Goms des Kantons Wallis in der Schweiz. Sie besteht im Wesentlichen aus dem Hotel Glacier du Rhône (Rhonegletscher) und seinen Nebengebäuden, einer Bahnstation und einer ehemaligen Tankstelle. Am Rande der Siedlung steht die 1907/08 erbaute anglikanische Kapelle. Hotelier Josef Seiler erbaute sie nach eigenen Plänen im Auftrag der Anglikanischen Kirche.
Gletsch liegt auf einer Höhe von 1759 m unterhalb des Rhonegletschers, an der Verzweigung der 1865 und 1895 gebauten Passstrassen von Oberwald zu den Pässen Furkapass und Grimsel und wird nur in den Sommermonaten von Juni bis September bewohnt. In den verbleibenden Monaten ist die Strasse nach Gletsch und zu den Pässen ab Oberwald gesperrt.
Die H O T E L S I E D L U N G
In den 1830er Jahren eröffnete Joseph Anton Zeiter am Fusse des Rhonegletschers ein Gasthaus mit etwa zwölf Betten. Die Hoteliersdynastie Seiler erweiterte diese Herberge ab den 1850er Jahren zum Hotel Glacier du Rhône und erwarb beträchtliche Teile des umliegenden Geländes, zu welchem auch Teile des Gletschers gehörten. Erstmals im Walliser Hotelbau erschien hier das Gestaltungselement des Mittelrisalits, und zwar zwischen zwei symmetrischen dreistöckigen und an der Längsseite mit fünf Fensterachsen versehenen Baukörpern, von denen jede spätestens 1861 bzw. 1870 erstellt waren. Der vortretende dreiachsige Mitteltrakt steht an der Stelle des alten Gasthauses. Das Hotel hatte seine Blütezeit während der Gründerzeit bzw. der Belle Epoque.
In der späteren Belle Epoque bot das Hotel samt Dépendance, dem Blauhaus, unter der Leitung von Joseph Seiler (1858–1929), 320 Gästebetten an, in den 1920er Jahren rund 200 und bis in die 1980er Jahre noch 150. Um 1882 entstand, etwa 500 Meter höher, und eine Stunde Kutschenfahrt Richtung Furkapass entfernt, an der Gletscherflanke neben der künstlichen Eisgrotte, mit Rundblick auf die Walliser und Berner Alpen, das Hotel Belvédère, das in der Belle Epoque ebenso wie das Hotel Glacier du Rhône mehrere Male vergrössert wurde und in seiner Blütezeit 90 Reisende beherbergen konnte.
Gletsch war „Transitstation im Alpenverkehr“, „Touristentreffpunkt“, alpine „Karawanserei“ sowie Pferdewechselstation im öffentlichen und privaten Pferdekutschenverkehr. Das Hotel Belvédère wurde auch als „der vielleicht zeitweise grösste Gasthof der Schweiz“ (Walliser Bote Nr. 67, 1938) bezeichnet und vor oder nach der Kutschenfahrt (oder Wanderung) über die Pässe, die das Wallis mit den Kantonen Bern und Uri verbinden, genutzt. Eine Fahrt talaufwärts von Brig her, und anschliessend über die Furka, beispielsweise nach Göschenen, wo seit 1882 die Gotthardbahn hielt, dauerte vor der Motorisierung des Strassenverkehrs rund zwölf Stunden (vgl. Karl Baedeker: Die Schweiz, 25. Auflage, Leipzig 1893, S. 110). In der entgegengesetzten Richtung etwa elf, und damit erheblich länger als eine angenehme touristische Tagesreise, was die Einnahme von Mahlzeiten bei mehreren Halten bedingte, sowie mindestens eine Übernachtung auf der Strecke – bevorzugt an einem attraktiven Ort – nahelegte. Zur Bedeutung von Gletsch trugen die Verzweigungen der beiden Passstrassen bei, ebenso wie ein gastgewerbliches Angebot, das auch weitgehenden Ansprüchen (wie jenen des damaligen europäischen Hochadels) genügte, und ganz besonders die in den Reiseführern der Zeit gerühmte Nähe des Gletschers zu Hotel und Strasse: „Nirgends in der Schweiz [konnte] man wie hier mit einem Wagen so nahe an den Rand eines chaotisch zerklüfteten, in seiner Farbwirkung herrlichen Gletschers fahren.“ (Meyers Reisebücher, Schweiz, 20. Auflage, Leipzig und Wien 1908, S. 213.)
Nachdem Alexander Seiler der ältere (1819–1891) aus Blitzingen bereits in der ersten Hälfte der 1850er Jahre in Zermatt als Hotelier Fuss gefasst hatte, plädierte dessen Bruder Franz (1827–1865) in der Gemeindeversammlung vom 29. Dezember 1857 in Münster für die Überlassung von Boden zwecks Ausbau der Zeiterschen Herberge am Fusse des Rhonegletschers. Am 22. Juni 1858 bestätigte der Walliser Staatsrat die Baupläne, die bis spätestens 1861 zur Ausführung gelangten und die bescheidene Herberge zuerst im Westen um einen grossen dreistöckigen Anbau erweiterten. Die Eröffnung der Passstrasse über die Furka in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre erhöhte die Zahl der Reisenden dermassen, dass sich eine zweite Vergrösserung des Haupthauses (von 40 auf 120 Betten) aufdrängte, wie sie wohl in den Jahren 1868 und 1869 erfolgte: auf Bildern des Jahrs 1870 erscheint ein gleicher Baukörper symmetrisch im Osten angefügt und an der Stelle der ursprünglichen Baute der 1830er Jahre ein Mittelrisalit.
Joseph Seiler beschloss 1892, ein Jahr nach dem Tode seines Vaters Alexander, sich Gletsch zu widmen. Der älteste der drei im Hotelgeschäft tätigen Brüder der zweiten Generation, war in der Zermatter Hotelwelt seiner Eltern, dem damals wohl grössten gastgewerblichen Unternehmen der Schweiz (vgl. z. B. Neue Zürcher Zeitung vom 24. Juni 1977), aufgewachsen und hatte sich in Rom und London fachlich fortgebildet. Er erweiterte die Hotelsiedlung während der Belle Epoque stetig, schuf mit bedeutenden Walliser Möbeln des 17. und 18. Jahrhunderts, deren Wert in der Region noch kaum erkannt wurde, und anderen Antiquitäten, insbesondere auch historischen Bildzeugnissen des Gletschers und der Gegend, teilweise nach englischen Kompositionsprinzipien ein aussergewöhnliches Hotelinterieur, das dem Geschmack seiner internationalen Klientel entsprach, und gab dem Betrieb insgesamt eine überragende Reputation.
Das Glacier du Rhône galt als „ausgezeichnet geleitetes“ Hotel „in grossartiger Lage“. „In diesem [fand] bei höchst vornehmer internationaler Gesellschaft, die in ein-, zwei- und dreispännigen Wagen herbeiströmt[e], auch der Tourist Berücksichtigung“. (Karl Kinzel: Wie reist man in der Schweiz?, Schwerin 1913, S. 89).
In den 1920er Jahren waren die Ansprüche Reisender, die an der Passstrassenverzweigung Halt machten, teils höher als in jedem heutigen Schweizer Hotel: man wird „von Kellnern im Frack bedient, isst das Menu eines Grand Hotels und hat als Tischgenossen Gentlimen im Smoking und Ladies in tiefster Ausgeschnittenheit“. (Hans Schmid, in: St. Jodern-Kalender: Gletsch, Sitten 1928).
Da Joseph Seiler um die Bedeutung seines Hotels als Relais und Pferdewechselstation wusste, sah er den Bau der Brig-Furka-Disentis Bahn vor dem Ersten Weltkrieg nicht ohne Bedenken. Er stellte, im Gegenzug für die Überlassung von Land für die Bahntrasse, die Forderung, die Züge zur Mittagszeit eine Stunde in Gletsch halten zu lassen, um die Passagiere zur Einnahme einer Mahlzeit zu bewegen. Die abendlichen Züge endeten in Gletsch, um die Anzahl der Übernachtungen zu erhöhen. So versuchte er der Bahn den Rhythmus einer Reise mit Pferdekutschen aufzuerlegen.
E N T W I C K L U N G nach dem Ersten Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges und in den darauffolgenden Krisenjahren bedurfte Joseph Seiler der finanziellen Unterstützung seiner beiden Brüder Alexander dem Jüngeren (1864–1920) und Hermann (1876–1961), die sich nach dem Tode der Eltern dem Zermatter Unternehmen angeschlossen hatten. Mitte der 1920er Jahre übernahm schliesslich Hermann Seiler die Betriebe in Gletsch ganz, sein Bruder Joseph blieb aber Leiter der Betriebe bis zu seinem Tode im Jahre 1929. Hermann Seiler hatte das Walliser Finanzdepartement durch den Ersten Weltkrieg geführt und sich als Zentralpräsident des Schweizer Hoteliervereins in der Krise zwischen den Weltkriegen und während des Zweiten Weltkrieges besonders mit Fragen der Hotelrentabilität und -finanzierung beschäftigt.
N I E D E R G A N G der Hotellerie – Übergang an den Kanton Wallis
In den 1950er Jahren stand für Hermann Seiler längst ausser Frage, dass ein Hotelbetrieb, der witterungs- und lagebedingt nur dreieinhalb Monate aufrechterhalten werden kann, langfristig nicht überlebensfähig war. Aus diesem Grunde nannte der Finanzmann die Aktiengesellschaft, in die er die beiden Hotels samt Liegenschaften in den 1950er Jahren einbrachte, nicht Hotels Seiler Gletsch AG, sondern, mit Blick auf eine nichtgastgewerbliche Verwendung, Immobilien Gletsch AG. Zur Frage stand Mitte des Jahrhunderts, ob die öffentliche Hand die in den späteren 1920er Jahren von Hermann Seiler eingeleitete wasserwirtschaftliche Nutzung mit einem grossen Projekt im Talbecken von Gletsch, einem Stausee, fortführen wollte.
So wurde der Hotelbetrieb in der Tradition der Schweizer Grande Hôtellerie an diesem Ort im Jahre 1984 in erster Linie aufgrund der lage- und witterungsbedingten Beschränkung der Betriebszeit auf dreieinhalb Monate aufgegeben. Dieser Betrieb hatte in den 1970er Jahren 80 und zuletzt noch fünf Dutzend Mitarbeitende, von denen ein Großteil fünf und mehr Saisons, die qualifiziertesten mehrere Jahrzehnte Jahr für Jahr mit einem neuen Vertrag nach Gletsch zurückkehrten - selbst in Zeiten extremer gastgewerblicher Personalknappheit in der Schweiz. Die Etablierung einer Wintersaison kam in Gletsch wegen der Lawinengefahr nicht infrage. Ein weiterer Grund waren die reisekulturellen Veränderungen, welche mit dem Ende der Pferdekutschenzeit und der Motorisierung des Passsverkehrs um 1920 begonnen hatten und mit dem Ausbau der Strassen insbesondere seit den 1960er Jahren, der Zunahme von Reisegeschwindigkeit (um einen Faktor 7-8 in sechs Jahrzehnten) und Durchgangsverkehr (um, in Spitzenzeiten, schätzungsweise einen Faktor 100-200) unmittelbar vor dem Hotel sich rapid fortsetzten, der Rückzug des Gletschers, aber auch die Abnahme der landschaftlichen Attraktivität des Talkessels insgesamt – all dies ideell verbunden mit dem Verblassen des hallerschen, rousseauschen, romantischen und victorianischen reisekulturgeschichtlichen Topos der Schweizerfahrt oder Swiss tour in den Alpen bei teilweise sehr anspruchsvollen Gästen.
Seitens der neuen Eigentümerschaft, dem Kanton Wallis, standen bis zur zweiten Hälfte der 1980er Jahre rechtliche, landschaftliche und wasserwirtschaftliche Betrachtungsweisen und Interessen im Vordergrund. Das gastgewerbliche Angebot sollte in stark vereinfachter Form mit einem Pächter und einigen wenigen Mitarbeitenden vorläufig weitergeführt werden, unter „Abkehr vom Seilerschen Hotel-Stil“ und unter Ausrichtung auf einen „Volkstourismus“ (Walliser Bote vom 2. Oktober 1984). In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurden die seit den 1950er Jahren verfolgten Projekte, das Tal durch eine Staumauer abzuriegeln und einen Rhonestausee zu bilden, verworfen.
Daraufhin tätigten die neuen Eigentümer umfangreiche Investitionen in die gastgewerblichen Betriebe; heute existiert ein saisonaler Hotelbetrieb ohne Kategorisierung während der Sommermonate.
Neben dem Hotel mit seinen Nebengebäuden ist in Gletsch der Bahnhof der Dampfbahn Furka-Bergstrecke (bis 1981 Teil der Furka-Oberalp-Bahn) zu finden. Die Schienenverbindung wurde 1915 hergestellt, der Betrieb wurde aber 1981 mit Einstellung der Bahnlinie über die Furka-Scheitelstrecke aufgegeben. Seit 1982 besteht der Furka-Basis-Tunnel, der eine unterbrechungsfreie Verbindung vom Wallis in das Gotthard-Gebiet ermöglicht. Die letzte Station vor dem Tunnel ist Oberwald, Gletsch ist daher keine Station dieser Zugverbindung mehr. Dafür wurde seit den 1990er Jahren etappenweise die Dampfbahn-Furka-Bergstrecke Realp–Gletsch-Oberwald wiedereröffnet. Seit 2011 ist die Strecke wieder durchgehend befahrbar. Somit ist die Bahnstation während der Sommermonate wieder in Betrieb. – Seit 1922 ist Gletsch auch mit Postautolinien erschlossen.
Quelle: www.wikipedia.com, 2012
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